Bayerischer Bahnhof Leipzig: Geschichte
Die bewegende Geschichte des Bayerischen Bahnhof Leipzig im Laufe der Jahre.
Der Bayerische Bahnhof in Leipzig kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Noch vor Gründung des Deutschen Kaiserreichs wurde der Kopfbahnhof feierlich eröffnet. Auf dieser Seite möchten wir Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Meilensteine geben.
Kurze Antworten auf die 3 wichtigsten Fragen:
Wann wurde der Bayerische Bahnhof erbaut?
Der Bayerische Bahnhof in Leipzig wurde in den Jahren 1841-1844 nach Entwürfen des Leipziger Architekten Eduard Pötzsch erbaut.
Wurde der Bahnhof im 2. Weltkrieg zerstört?
Im Zuge von Bombenangriffen 1943/44 brannte die Bahnhofshalle vollständig ab. Das Markenzeichen des Bahnhofs, der Portikus, blieb während der Angriffe wie durch ein Wunder nahezu unbeschädigt.
Was passiert in Zukunft mit dem Bahnhofsgelände?
Auf dem Gelände des Bayerischen Bahnhofs entstehen bis zum Jahr 2027 rund 1.600 Wohnungen für ca. 2.700 Einwohner, 330 KiTa-Plätze und etwa 150.000 m² Fläche für die gewerbliche Nutzung.
Überblick / Chronologie
- ➔ 1841: Bau, Eröffnung & Inbetriebnahme
- ➔ 1883: Anschluss an das Nahverkehrsnetz
- ➔ 1912: Schnellzüge & Messesonderzüge
- ➔ 1943-1944: Zerstörung im 2. Weltkrieg
- ➔ 1952: Das Bahnbetriebswerk wird geschlossen
- ➔ 1975: Denkmalschutz & weitere Pläne
- ➔ 1991: Sanierung des Portikus
- ➔ 2006: Verschiebung des Portikus (Video)
- ➔ 2011: Erneute Sanierung & Anschluss an S-Bahn
- ➔ 2019: Neuentdeckung des Bayerischen Bahnhofs
1841: Bau, Eröffnung & Inbetriebnahme
Der Bayerische Bahnhof in Leipzig wurde im Zeitraum von 1841 bis 1844 nach Entwürfen des Leipziger Architekten Eduard Pötzsch errichtet und zählt zu den Werken der klassizistischen Architektur. Er war der nördliche Endpunkt der Sächsisch-Bayerischen Eisenbahn, die am 18. September 1842 ihren Betrieb aufnahm.
Die damalige Strecke führte über Leipzig > Plauen > Hof > Bamberg > Nürnberg (im Jahre 1856 bis nach München verlängert). Mit seiner Eröffnung im Jahr 1842 galt er lange Zeit als der älteste erhaltene Kopfbahnhof Deutschlands.
Bildquelle: Wikipedia / Buchh. Ernst August Dittrich – Stadtgeschichtliches Museum Leipzig
1883: Anschluss an das Nahverkehrsnetz
Am 7. September 1883 wurde der Bayerische Bahnhof mit einer Straßenbahntrasse an das Nahverkehrsnetz der Stadt Leipzig angeschlossen. Zunächst befanden sich dort bis 1897 Pferdebahnen, die dann durch moderne elektrische Straßenbahnen ersetzt wurden.
1912: Schnellzüge & Messesonderzüge
Seit dem 1. Oktober 1912 fuhren die Schnell- und Eilzüge über die Bahnstrecke Leipzig Hbf > Leipzig-Connewitz zum neu errichteten Hauptbahnhof. Von da an diente der Bayerische Bahnhof nur noch dem Nah- und Güterverkehr und als Haltepunkt für Sonderzüge, die zu Messetagen fuhren.
Der Bahnhof selbst hatte 4 Gleise sowie eine 95 m lange Überdachung, die auf 20 zwölf Meter hohen Eichensäulen stand. Die Ost- und Westbebauung war annähernd symmetrisch. Die Westbebauung diente als “Abfahrtsseite” und die Ostbebauung als “Ankunftsseite”.
Bildquelle: Güterbahnhof und Anschluss Großmarkthalle 1925, Atelier Hermann Walter / wikipedia
1943-1944: Zerstörung im 2. Weltkrieg
Neben dem Hauptbahnhof wurde auch der Bayerische Bahnhof durch Bombenangriffe am 4. Dezember 1943 sowie am 20. Februar 1944 teilweise zerstört. Der Portikus blieb dabei wie durch ein Wunder nahezu unversehrt, während die Bahnhofshalle, die größtenteils aus Holz erbaut wurde, vollständig abbrannte.
Auch das Verwaltungsgebäude sowie die sich anschließenden Gebäude der Ostseite mussten aufgrund starker Beschädigungen nach dem Krieg zu großen Teilen abgerissen werden. Nach Ende des Krieges fehlten dann die Mittel, um die zerstörten Gebäude zu sanieren bzw. neu zu errichten.
1952: Das Bahnbetriebswerk wird geschlossen
Über 100 Jahre lang war der Bayerische Bahnhof ein bedeutender Fernverkehrspunkt für die Region, bevor das Bahnbetriebswerk im Jahr 1952 geschlossen wurde. Seit dem 2. Oktober 1961 waren die Gleise im Bahnhof mit elektrischen Fahrleitungen ausgerüstet. 1972 wurde die Stückgutabfertigung zum Magdeburg-Thüringer Bahnhof verlegt.
1975: Denkmalschutz & weitere Pläne
Nachdem der Bahnhof 1975 unter Denkmalschutz gestellt wurde, entstanden um 1978 Pläne, Teile des Bahnhofes in eine ständige Schauanlage umzuwandeln. Zudem sollte eine Museumsbahn zwischen dem Bayerischen Bahnhof und der Technischen Messe eingerichtet werden, die während der Messezeiten und anderen Anlässen betrieben werden sollte.
Mitte der 1980er Jahre wurden die Stellwerke unter Nutzung der vorhandenen Hochbauten erneuert, aus Gründen des Denkmalschutzes behielt man die Formsignale an den Bahnsteiggleisen bei.
1991: Sanierung des Portikus
Da in der Zeit der DDR keinerlei Maßnahmen gegen den Verfall des Bahnhofs eingeleitet wurden, wurde der Portikus nach der Wende unter anderem mithilfe bayerischer Geldgeber und Eisenbahnfreunde aufwendig denkmalschutzgerecht saniert.
In den folgenden Jahren wurde der Bahnhof noch für den Nahverkehr genutzt, bis der Betrieb am 10.06.2001 schließlich vollständig eingestellt wurde.
2006: Verschiebung des Portikus
Nach vorbereitenden Maßnahmen von Dezember 2005 bis April 2006 erfolgte am 10. April die Verschiebung des Portikus um 30,50 m nach Osten. Um den 20 m hohen, 30 m breiten, 6 m tiefen sowie 2.800 Tonnen schweren Portikus zu bewegen, wurden spezielle Gleitlager eingesetzt. Darüber hinaus wurde das Fundament mit Beton ummantelt. Nach dessen Erhärtung wurden HEB-Stahlträger durch das Fundament eingebracht, auf denen das Bauwerk angehoben und verschoben wurde.
Die Verschiebung war notwendig, um den Bau des neuen City-Tunnels zu ermöglichen. Nach Fertigstellung der Bauarbeiten wurde der Portikus am 30. Oktober 2009 wieder an seinen ursprünglichen Platz zurück geschoben.
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2011: Erneute Sanierung & Anschluss an S-Bahn
Der Portikus wurde von Anfang 2011 bis Mai 2012 nochmals äußerlich saniert. Da die Bausubstanz maroder war, als vermutet, verzögerte sich die Fertigstellung mehrmals, ehe am 25. Mai 2012 schließlich der Abschluss der Arbeiten gefeiert wurde.
Im Zuge des Baus des City-Tunnels zum Hauptbahnhof entstand am Bayerischen Bahnhof bis Dezember 2013 eine unterirdische Bahn-Station, wodurch der Bahnhof in das neu gestaltete Netz der S-Bahn Mitteldeutschland integriert wurde. Betrieblich handelt es sich allerdings nur noch um einen Haltepunkt.
Ein weiterer Haltepunkt (Leipzig MDR) entstand an der Semmelweisstraße auf Höhe des ehemaligen Bahnbetriebswerkes. Er liegt ebenfalls noch auf dem ehemaligen Bahnhofsgelände. Die Inbetriebnahme des Tiefbahnhofs als Teil des City-Tunnels erfolgte am 15. Dezember 2013.
2019: Neuentdeckung des Bayerischen Bahnhofs
Seit Ende September 2019 ist es nun offiziell: Das Gelände des Bayerischen Bahnhofs wird aufwendig bebaut. Es entstehen 1.600 Wohnungen, 3 Schulen und über 300 Kita-Plätze.
Hier erhalten Sie weitere Informationen zu den Planungszielen.
Quelle Historisches Foto des Portikus im Seitenkopf: Hermann Walter (1838-1909) – Stadtgeschichtliches Museum Leipzig